Für mich ist es die Mutter aller Festivals in Deutschland. Rock am Ring. Mit regelmäßig über 80.000 Besuchern ist es das Highlight des Jahres für jeden Fan der Rockmusik in Deutschland. Seit 2011 besuche ich das Festival jedes Jahr, da es auch mich in seinen Bann gezogen hat. Doch wie kam es dazu und warum bleiben so viele Menschen an genau diesem Festival hängen?
Die besondere Atmosphäre
Empfindet man besonders im Alltag betrunkene Menschen oft als anstrengend und aggressiv scheint Rock am Ring dies grundlegend zu ändern. Statt Streit und Auseinandersetzungen findet man „auf dem Ring“ durchweg gut gelaunte, hilfsbereite und feierlustige Menschen. In meinen bisherigen sechs Jahren bin ich nicht ein einziges Mal in eine unangenehme Situation geraten. Ganz im Gegenteil. Gerade im letzten Jahr (2016), als Rock am Ring auf Grund schwerer Unwetter vorzeitig abgebrochen werden musste, half mir eine sechsköpfige Gruppe, nachdem ich mich hoffnungslos im Matsch festgefahren hatte, mein Auto hinauszuschieben.
Mein persönlicher Rock am Ring Moment
Meinen persönlichen Rock am Ring Moment bekam ich gleich im ersten Jahr zu spüren. Es war mein erste Festivals und ich kam mir etwas verloren vor, auf dem riesigen Gelände. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, ob Festivals wirklich das richtige für mich sind. Doch noch am selben Wochenende sollte mir dies eindrucksvoll unter Beweis gestellt werden. Am letzten Veranstaltungstag, dem Sonntag, war als Headliner die weltbekannte Band System of a Down angekündigt. Zuvor standen die Beatsteaks auf dem Programm. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich diese Band nicht wirklich auf dem Schirm und kannte auch kaum einen Song aus deren Repertoire.
Daraus wurde letztlich das beste Konzert welches ich bis zum heutigen Tag Live und in Farbe miterleben konnte. Besonders bei der Hymne der Band, Let Me In, spürte man, dass der gesamte Ring den Abschluss des Festivals noch einmal zelebrieren wollte. Die Beatsteaks lieferten eine perfekte Show ab. Im Anschluss erschien es einem fast so, als seien die Besucher bei System of a Down zu ausgepowert. Die Beatsteaks haben der Weltband System of a Down in dieser Nacht die Show gestohlen. Überzeugt Euch selbst.
Auch in schweren Momenten halten alle zusammen
Nicht nur in den angenehmen und guten Situationen hält die Rock-am-Ring-Gemeinde zusammen. Fast beispielslos ist der Umzug im Jahr 2014 vom Nürburgring nach Mendig. Der eigentlichen Heimat wurde nach einem Streit des Veranstalters und dem Verpächter des Nürburgrings der Rücken gekehrt. Marek Lieberberg, Veranstalter von Rock am Ring, machte weiter und sorgte gleich im ersten Jahr nach dem Umzug für einen neuen Besucherrekord auf dem neuen Gelände in Mendig. Ein neu geplantes Festival auf dem Nürburgring musste auf Grund mangelnden Interesses vorzeitig abgesagt bzw. an einen anderen Ort verlegt werden.
Ein weiteres Beispiel: Im letzten Jahr fuhren sich nicht nur die Besucher, sondern auch die Rettungsdienste im hohen Matsch fest. Als dies mehrere Besucher mitbekamen halfen ca. 15-20 Helfer den Karren, in diesem Fall den Krankenwagen, aus dem Dreck zu ziehen.
Kleiner Bruch zwischen Besucher und Veranstalter
Leider gab es im letzten Jahr auch viele unschöne Momente. Nach den schweren Unwettern wurde klar, dass das Gelände in Mendig nicht für ein Festival dieser Größenordnung geeignet ist. Es herrschten teilweise chaotische und katastrophale Bedingungen auf den Zeltplätzen sowie auf dem Konzertgelände. In diesem Jahr wird Rock am Ring an den Nürburgring zurückkehren. Eigentlich ein durchweg positives Ereignis für alle Freunde dieses legendären Austragungsortes. Dennoch hat man den Eindruck, dass erstmals in der 30-jährigen Festivalgeschichte ein kleiner Bruch zwischen Veranstalter und Fan zu beobachten ist. Die hohen Preise, die neuen Auflage sowie die fehlende Variation im Line-Up sorgten für heftige Kritik an Lieberberg.
Auf Grund der übermäßigen Ticketpreise, welche seit meinem ersten Jahr enorm in die Höhe geschossen sind (2011: ca. 170,00 €, 2017: 245,00 € + Frühanreiseticket 20,00 €) werde auch ich in diesem Jahr den Ring, trotz seiner Rückkehr an die alte Wirkungsstätte, nicht besuchen. Mittlerweile sind es fast 100 € die der Besucher für die gleichen Leistungen zahlen soll.
Dennoch bleibt Rock-am-Ring das Mekka der Rockmusik
Trotz all dieser Querelen in den letzten Jahren bleibt Rock am Ring auch für mich das Festivalhighlight im Sommer. Auch wenn sich nicht alles zum Positiven gewandelt hat muss ich mir eingestehen, dass der Spirit, den dieses Festival umgibt, einzigartig ist und wohl auch bleiben wird. Es bleibt nur zu hoffen, dass auch der Veranstalter sich in den nächsten Jahren wieder darauf besinnt, die Stammkundschaft zu halten, statt mit hohen Ticketpreisen einen Wandel im Klientel herbeizuführen.
[su_box title=“Über Alexander (K&K Fotografie)“ style=“soft“ box_color=“#b3f1a5″ title_color=“#000000″]Mein Name ist Alexander Krist (24) und ich arbeite seit einigen Jahren als freiberuflicher Journalist und Fotograf für mehrere Printmedien in der Region Trier. Auch die Texterstellung auf Onlineplattformen wie dieser gehört zu meinem Leistungsumfang. Als leidenschaftlicher Festivalgänger habe ich für euch einige meiner eigenen Erfahrungen und Tipps geschrieben. Viel Spaß beim Lesen!
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